Wir haben es soeben noch geschafft, am 2. Weihnachtstag nachmittags in der Puteri Marina anzukommen. Aber der Reihe nach:
Am 22.12. ging mittags unser Anker aus dem Sand. Wir waren startklar. Zuerst ging es allerdings etwas in die falsche Richtung, aber segelnderweise. Der Wind kam noch aus NNW und wir konnten gerade noch Richtung 30 Grad segeln. Zum Glück drehte der Wind, wie erwartet, im Laufe des Nachmittags weiter nach Westen (allerdings erst nach einer fast 2-stündigen Flaute). Wir konnten den Kurs anpassen und uns dem Sollkurs annähern. Der Segelwind blieb uns tatsächlich noch bis Mitternacht von Samstag auf Sonntag erhalten, dann war leider Schluß mit lustig. Mit einer kleinen Unterbrechung von 2 Segelstunden musste Mr. Perkins wieder ran. Aber der Weihnachtsmann hatte uns nicht ganz vergessen und schickte uns pünktlich um 18 Uhr zur Bescherung leichten Wind. Wir konnten tatsächlich bis morgens um 8 Uhr segeln. Das sollte dann aber reichen. Nur nicht übermütig werden. Von da an ging nämlich nichts mehr. Kein Wind und wie üblich 0,5 bis 2 kn Gegenstrom. Mr. Perkins tat sein Bestes, um dagegen an zu tuckern.
Am Weihnachtsmorgen um 7.27 Uhr Ortszeit (0.27 Uhr UTC) überquerten wir den Äquator auf der Höhe von 104 Grad 56 Minuten Ost und sind nun wieder auf der nördlichen Hemisphäre im Winter angekommen. Es wurde auch merklich kälter. Die Wassertemperatur fiel drastisch von 30 Grad auf 29 Grad 😉
Über den Äquator gerutscht
Morgens gegen 8 Uhr näherten wir uns Singapore. Die AIS-Signale auf dem Computer waren irgendwann nicht mehr zu zählen. Es ist unglaublich, was hier für ein Schiffsverkehr herrscht. Da ist der Englische Kanal ein Kinderspiel gegen. Dank AIS konnten wir uns eine entsprechend große Lücke zwischen den Tankern, Fracht- und Containerschiffen suchen. Sobald diese sich zeigte, Vollgas und durch. Die dichteste Begegnung lag bei ca. 0,4 sm.
Ganz schön was los vor Singapore
Nachdem die einspurige Seite der „Autobahn“ passiert war, ging es erst einmal durch ein ziemlich freies, 5 sm breites Ankerfeld. Danach kam der nächste Schwung von Dickschiffen, diesmal kamen die dicken Pötte von beiden Seiten, zum Glück allerdings nicht so viele. Die Passage war recht entspannt.
Unser Ziel Puteri Harbour liegt ca. 15 sm weiter nördlich in der Straße von Johor, die Singapore von Malaysia trennt. Die Grenze verläuft so ziemlich in der Mitte. Wie wir es vor vielen Jahren mal gelernt hatten, wollten wir brav auf der rechten Seite des Fahrwassers fahren. Was für ein Fehler! Nach kurzer Zeit kam ein Boot der Singapore-Polizei auf uns zugeprescht und kam parallel dicht an uns ran. Verständigung gleich Null. Der Motor vom Polizeiboot dröhnte und Mr. Perkins versuchte, dagegen an zu knattern. Nach mehreren Verständigungsversuchen haben wir dem Beamten unsere Funke gezeigt, um zu signalisieren, dass die Verständigung auf diesem Wege vielleicht besser sein könnte. Hätten sie auch selber drauf kommen können 😉 Wir wurden gefragt, wo wir denn hin wollten. Malaysia. Dann aber nichts wie weg von der Singapore-Seite!!! Wir mussten im rechten Winkel durchs Fahrwasser, immer schön in Begleitung des Polizeibootes, damit wir auch ja nicht zu früh wieder auf Kurs gingen. Als wir dann endlich eine gelbe Tonne erreicht hatten, die auf unserer Seekarte lediglich als „for special purpose“ gekennzeichnet ist, aber wohl die Grenzmarkierung zu sein scheint, durften wir abbiegen. Noch eine weitere Meile blieb das Polizeiboot in der Nähe und beobachtete uns, dann waren sie anscheinend zufrieden und drehten ab. Was für ein Zirkus!
Begleitschutz
Die letzten Meilen waren dann bis auf einen heftigen Regenschauer ziemlich entspannt – trotz Gegenstrom. Der nervte natürlich auch hier. Laut Informationen sollten wir uns über Funk auf Kanal 18 rechtzeitig melden. Haben wir auch gemacht, aber ohne Erfolg. Trotz mehrfacher Versuche, auch mit 25 Watt, blieben diese unbeantwortet. Dann eben nicht. Um 15 Uhr liefen wir in den Hafen ein. Da wir nicht wußten, ob und wenn ja welchte Box frei und für uns passend war, haben wir erst einmal den Anker versenkt und klar Schiff gemacht.
Am nächsten Morgen um 9 Uhr ging es Anker auf und rein in eine freie Box. Ein netter, hilfsbereiter Marinero nahm unsere Leinen an und gab uns gleich ein paar Informationen für den Behördenkram. Um 11.30 Uhr sollten wir im Hafenmeister-Büro mit unseren Papieren aufschlagen. Haben wir gemacht. So einfach wie hier haben wir noch nie einklariert. Der Hafenmeister nahm unsere Papiere und Pässe entgegen, füllte am Computer alle nötigen Formulare aus, nahm Kontakt auf zur Immigration im nahegelegenen Fährterminal und machte für uns einen Termin klar. Um 12 Uhr sollten wir da sein, wir würden von einem Beamten aufgerufen. Also hin zum Fährterminal. Hier konnten wir auch gleich ganz unkompliziert unsere SIM-Karten fürs Internet kaufen. Innerhalb von 5 Minuten waren beide Smartphones bestückt, die Karten aktiviert und fertig. Unlimited Data für einen Monat für ca. 15 Euro. Super! Kurz darauf wurden wir dann auch vom Immigration-Officer abgeholt, unsere Fingerabdrücke genommen, die Pässe gestempelt, fertig! Jetzt noch schnell in den Duty free Shop, eine Flasche Wodka gekauft – der erste „richtige“ Alkohol nach Monaten – und zurück zum Marina-Büro, den Liegeplatz für eine Woche bezahlen. Auf dem halben Weg dorthin erwischte uns ein Gewitter-Schauer, der es in sich hatte. Platzregen, Blitz und Donner in dichter Folge. Zum Glück hatten wir gerade noch etwas zum Unterstellen gefunden. Nach einer halben Stunde war der Regen dann so weit runter, dass wir uns raus wagen konnten. Natürlich war niemand im Büro – Lunchtime. Haben wir dann auch erst einmal gemacht. In einem thailändischen Restaurant haben wir hervorragend und super preiswert gegessen. Nur leider konnten wir dort nicht mit der Kreditkarte bezahlen. Unser Versuch, am Geldautomaten im Fährterminal Bargeld zu bekommen, scheiterte. Der Geldautomat wollte keine unserer Karten akzeptieren. Was nun? Kein weiterer Geldautomat in der Nähe. Der Restaurant-Chef war (nicht ganz uneigennützig 😉 ) so nett und hat einen von uns zum nächstgelegenen Geldautomaten gefahren – der andere musste wohl als Pfand zurück bleiben 😉
Nachdem wir endlich unsere Rechnung bezahlen konnten, ging es wieder zum Marinabüro. Diesmal war jemand da, wir konnten unsere Rechnung bezahlen und dann erst einmal zurück zum Meerbaer. Pause!
Aber um 18 Uhr trieb es uns wieder nach draußen. Puteri Harbour ist eine totale Touristenmeile mit Hotels, Restaurants und abends jeder Menge „Freßbuden“, wo man Streetfood in allen Variationen kaufen kann. Einmal schlendern und das Angebot erkunden, dann die schwierige Auswahl treffen und lecker futtern. Einziger Wermuts-Tropfen: alles wird in Plastik verpackt, jedes Getränkt zusätzlich zum Trinkbecher auch noch mit einer Plastiktüte mit Griff, das Essen ebenfalls doppelt verplastikt. Was hier an Müll anfällt, ist unglaublich. Aber lecker ist es trotzdem.
Streetfood
Saté Ayam aus dem Plastikbecher, der in einer Plastiktüte steckt – trotzdem lecker!
Schön wieder von euch zu lesen! Tolle Fotos ⛵️Julo&Crew