Aber der Reihe nach.
Der Ankerplatz auf Belayar Island erwies sich, wie vorhergesagt, als angenehm ruhig. Nachmittags kam ein ca. 12-jähriger Junge mit seinem Kanu vorbei und bot uns Kokosmüsse an, die wir ihm dann auch abkauften. So weit, so gut. Kurz vor Mitternacht bemerkte Rainer, dass jemand mit einer Taschenlampe an unserem Boot herum funzelte. Es war besagter Junge vom Nachmittag, er hatte noch zwei Freunde dabei und die suchten tatsächlich etwas zu mopsen. Vermutlich hatten sie sich unsere Angel ausgesucht, die allerdings fest angebunden und nicht so leicht zu entfernen ist. Rainer raus und die Jungs angebrüllt, sie sollen verschwinden. Einer paddelte noch achtern ans Schiff ran, den hab ich dann lautstark durch unsere Heckfenster verscheucht. Als alle drei weg waren, war es erstmal vorbei mit der Nachtruhe. Mit einem halben Ohr hing man doch immer draussen.

Es schüttet wie aus Eimern
Nach dieser Nacht brachen wir dann auf zu unserem nächsten Ziel, die Insel Nias. Im Süden der Insel gibt es einen größeren Ort, wo man sich recht gut verproviantieren kann. Ca. 170 sm lagen vor uns. Leider war wieder Motorfahrt angesagt. Null Wind. Dafür jede Menge Regen. Wir hatten das Großsegel im ersten Reff zum Stabilisieren stehen. Es lief soweit ganz gut bis auf das nervtötende Motorgerappel.
Nachts um 11 Uhr war es dann vorbei mit der Ruhe. Der Wind kam und nahm von Minute zu Minute stetig zu. Innerhalb kürzester Zeit mussten wir erst ins 2. Reff, dann ins 3. Reff und zuletzt sogar das Großsegel ganz bergen. Der Wind hatte mittlerweile Stärke 9 erreicht. Blöderweise hatten wir wegen der Motorfahrt die Fock nicht gesetzt. Jetzt war es zu spät. Bei dem Sturm hätten wir sie nicht kontrolliert fieren können. Meerbaer ließ sich nicht mehr steuern. Wir lagen quer zur Welle und drifteten nach Südost – wenigstens das war die richtige Richtung und wir hatten freien Seeraum.Damit wir kontrolliert vor dem Wind ablaufen konnten, musste der Motor wieder ran. So quälten wir uns dann 5 Stunden lang durch die immer höher werdenden Wellen, die von achtern anrauschten und Meerbaers Hinterteil im letzten Moment anhoben. Morgens um 8 Uhr war der Spuk dann vorbei, der Wind schlief nach und nach wieder ein und die Wellen wurden langsam wieder moderater. Mann, was waren wir platt! Und wir dachten, in der Nähe vom Äquator gibt es lediglich Squalls mit kurzen Regen- und Starkwindphasen. Aber keine Stürme aus heiterem Himmel. So kann man sich täuschen.

Es wird dunkel, bevor wir unser Ziel erreichen
Den Rest der Strecke mussten wir weiter mit Motorkraft bewältigen. Wind gleich Null. Aber so kommten wir uns wenigstens abwechseln hinlegen und ausspannen.
Die Ankunft im Süden von Nias war dann ungeplant im Dunkeln. Vorher erwischte uns noch ein kurzer Squall mit Gegenwind, der uns leider die Zeitplanung durcheinander brachte. Zum Glück ist die Zufahrt nach Teluk Dalam weit und frei und bestens zu erreichen. Unser Anker fiel um 20 Uhr auf 16 m Wassertiefe. Mal sehen, wie es morgen im Hellen hier aussieht. Eventuell werden wir noch umankern. Aber erstmal den Abend genießen und eine ruhige Nacht verbringen. Dann sehen wir weiter.
Guter Plan! Wir wünschen euch viel Glück bei der Umsetzung und erwarten schon sehnsüchtig eure Ankunft in Europa! ⛵️Julo, Gislid…