Zu früh gejubelt

Tja, so kann es kommen. Nachdem der Testlauf am Anker soweit in Ordnung schien, haben wir ganz entspannt noch 2 Tage Malakka genossen, haben für die Weiterfahrt ein paar Lebensmittel  eingekauft und am Dienstag früh ging der Motor an und der Anker hoch. Beim Losfahren dann nach kurzer Zeit erneut das Dilemma: kein Vortrieb mehr. Die Drehzahl ging hoch und der Speed runter. Jetzt waren wir aber schon unterwegs und hatten Segelwind. Also erstmal weiter, so weit wie wir kommen. Nach 12 sm war der Wind weg und wir versuchten, mit langsamer Motorfahrt in flacheres Wasser zu kommen. Nach 5 Minuten war das Getriebe 100 Grad heiß und vorsichtshalber machten wir Stopp. Wir hatten die 10 m Linie erreicht, das war flach genug.

Und dann ging die Leier wieder von vorne los: Starterbatterie wegbauen, weil im Weg, Getriebeöl absauben, Kardan vom Getriebe ab, Getriebe vom Motor weg, Getriebe raus ins Cockpit. Mittlerweile ist das Chaos an Bord nur noch halb so wild. Wir wissen genau, welche Werkzeuge wir brauchen und können die gleich zurecht legen.

Getriebe auseinander genommen  und dabei gemerkt, dass die Packungen etwas sehr eng waren. Also jeweils eine Distanzscheibe entfernt und wieder neu zusammengesetzt. Beim Einsatz ins Gehäuse die nächste Entdeckung. Die Antriebswelle hatte fast 1 cm Spiel. Das könnte zu viel sein. Also hier ein paar Distanzringe eingesetzt,bis das Spiel fast weg war, Trockentest: vorwärts läuft, rückwärts läuft, neutral auch ok. Also wieder das Teil eingebaut. Mittlerweile können wir das Aus- und Einbauen fast im Schlaf. Jeder Handgriff sitzt 😉

Nachdem frisches Öl aufgefüllt war, Starterbatterie wieder rein, 12 V an, Start. Es sah mal wieder so aus, als wäre alles in Ordnung. Feierabend. Stresstest am nächsten Morgen.

Und da war es auch schon wieder: in eine Richtung fing es an zu jaulen und nachdem wir die Drehzahl etwas erhöht hatten, wurde der Motor vom Getriebe fast abgwürgt. Was ist denn  nun schon wieder? So langsam muss ja mal gut sein.

Der nächste Gedanke war, dass wir uns vielleicht zusätzlich doch noch was im Propeller eingefangen haben. Bevor wie den ganzen Krempel wieder ausbauen, erst einmal checken. Zuerst ein Versuch, mit der GoPro am Besenstiel den Propeller zu inspizieren. Aber das Wasser war so trübe, da war gar nichts zu erkennen. Da ging kein Weg dran vorbei: eine(r) von uns muss runter tauchen. Das Los fiel auf die Bordfrau. Die ist schneller in den Tauchklamotten. Der Käptn bereitete derzeit den Generator und den kleinen Kompressor mit Schlauch und Oktopus vor, damit wir für den kurzen Tauchgang nicht auch noch das ganze Tauchgerödel mit Jacket, Atemregler und Flaschen usw. rauskramen mussten. Bis das ganze Zeug wieder trocken ist, dauert ewig. Das Wasser war so trübe, dass man noch nicht einmal den Rumpf erkennen konnte. Man (Frau) musste sich regelrecht an der Bordwand vorwärts tasten, um den Propeller überhaupt zu finden. Zu sehen war er erst ca. 10 cm davor. Und siehe da:

Ausgebremst

Dieses nette Teil war tatsächlich um den Propeller gewickelt. Zum Glück ging das ganz easy ohne Rückstände los. Ob es das war?

Jawoll!! Möglicherweise hat dieser Tampen schon von Anfang an drin gehangen und hat das Getriebe blockiert und die Feder zum Brechen gebracht. Kleine Ursache, große Wirkung.

Heute früh dann „Kaltstart“. Motor an, Anker hoch, vorwärts einkuppeln. Was jetzt? Wir fahren rückwärts. Rückwärts eingekuppelt: wir fahren vorwärts. Da ist doch irgendwas falsch rum eingebaut. Vermutlich der Schalthebel. Jetzt war es erstmal egal. Wir konnten auf jeden Fall fahren. Nur drauf achten: wenn wir vorwärts wollen, rückwärts einkuppelt und umgekehrt 😉

Wir hatten Segelwind und Schiebestrom von bis zu 4 kn (es ist gerade Vollmond). Den konnten wir ausnutzen bis um 14 Uhr. Wir hatten nach 20 sm die Admirals Marina Port Dickinson erreicht und den Anker davor versenkt.

Sobald der Motor und das Getriebe abgekühlt sind, geht es ans Werk: Batterie raus, Öl absaugen, das verdächtige Teil abmontieren und umgekehrt wieder festschrauben, Öl rein, Batterie anschließen und hoffen.

Natürlich hatte der Käptn keine Ruhe. Der Motor war noch lange nicht abgekühlt, da war er schon wieder beim werkeln. Und es hat sich gelohnt! Das war tatsächlich der Fehler und nun läuft alles in die richtige Richtung! Morgen geht es dann hoffentlich ganz entspannt weiter nach Norden. Jetzt ist erst einmal Feierabend, wir genießen den Abend bei einem kühlen Bierchen und einem Film aus der Konserve.

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