Ein Tag zum Abgewöhnen

…zumindest bis zum frühen Nachmittag.

Mangels Wind hatten wir noch eine zweite Nacht vor Anker eingelegt. Für gestern war irgendwann am Tag etwas Wind angesagt, und den wollten wir nutzen, um einmal aus dem Fischereigebiet raus und auch ein paar Meilen weiter nach Norden zu kommen. Leider hatten die Götter – oder wer auch immer – vorher noch ein paar Überraschungen im Gepäck.

Morgens um 7.30 Uhr gab es ein merkwürdiges Schaben an der Bordwand. Ein hunderte Meter langes Fischernetz hatte sich um unsere Ankerkette und auch noch um den Meerbaer gewickelt. Schöne Bescherung. Weihnachten ist doch schon lange vorbei 😉

Am Abend vorher hatte uns schon  ein Fischer aus dem Gebiet vertreiben wollen. Dem konnten wir klar machen, dass wir ohne Maschine und ohne Wind keine Chance hätten. Das schien er verstanden zu haben, denn er dackelte wieder davon. Aber das hatte sich wohl bei seinen Kollegen nicht rumgesprochen. Auf jeden Fall muss irgendjemand sein Netz bei uns in der Nähe ins Wasser geworfen haben und das ist dann lustig mit dem Strom in uns rein getrieben.

Das Netz hatte uns eingefangen

Nachdem wir an Deck erschienen waren, kam auch gleich ein Fischerboot angebraust. Auch dem konnten wir klar machen, dass wir ohne Maschine nichts machen können. Also rief er uns zu, wir sollten doch das Netz kappen. Nicht mit uns! Kappt Euer Netz mal schön selber! Nicht, dass wir das dann auch noch bezahlen dürfen! Also kamen sie längsseits und hackten auf den Leinen rum, bis das Netz in der Tiefe versank.

Die Fischer kappen ihr Netz

Dann hauten sie wieder ab, lagen aber wohl in einiger Entfernung vor Anker. Ob zum Fischen oder zum Beobachten? Keine Ahnung. Auf jeden Fall hatten wir immer noch Reste vom Netz unter dem Boot hängen. Zum Glück haben wir einen Langkieler, bei dem Ruder und Propeller vor solchen Ereignissen weitestgehend geschützt sind. Die Netzreste hingen lediglich unter dem Kiel und nach vielen Versuchen war es uns dann auch tatsächlich gelungen, diese zu entfernen. Jetzt nichts wie weg hier. Ohne Wind? Wir machten das Dinghi klar, um uns damit aus der Gefahrenzone ziehen zu können. Da hatte Murphy noch einmal zugeschlagen. Der Aussenborder streikte. Nach zweimaliger Reinigung des Vergaser immer noch kein Erfolg. Nächster Verdacht: Wasser im Benzin. Also Tankinhalt durch einen Racorfilter in einen Kanister leeren, Tank trocknen und Benzin wieder zurück in den Tank. Und siehe da: der Motor lief ohne Mucken! Kleine Ursache, große Wirkung. Also konnte unsere Schleppfahrt beginnen. Murphy hatte immer noch seine Hand im Spiel. Wir waren gerade 10 Minuten unterwegs, setzte der versprochene Wind ein.  Wir konnten segeln – bis zu 6 kn schnell mit dem Dinghi an der Seite ;-(  Das hoppste dann auch munter an der Bordwand auf und ab. Keine Chance, es nach hinten zu versetzen. Da musste es jetzt durch. Wird schon gut gehen.

Das Dinghi zieht den Meerbaer vorwärts. 9,8 PS ziehen 18 Tonnen!

Und der Wind blieb uns tatsächlich bis kurz vor Malakka erhalten. Er drehte sogar im  Laufe der Zeit immer weiter und wir konnten zuletzt Malakka direkt anlegen. Für die letzten 3 sm durfte das Dinghi noch einmal mithelfen, weil der Wind dann doch etwas nachließ und der Strom kenterte und versuchte, uns auf den letzten Metern das Leben noch schwer zu machen. Um 19.30 Uhr fiel dann endlich unser Anker in den Schlick vor Malakka. GESCHAFFT!!!

Malakka in der Abenddämmerung

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