Australien – Indonesien

Tag 1 und 2

Mit etwas Verspätung ging am Freitag um 14 Uhr der Anker hoch. Eigentlich wollten wir schon gegen 10 Uhr starten, aber die Tide war noch nicht passend. Unterhalb von Thursday Island strömt es gewaltig und das wollten wir nicht gegen uns haben, sondern uns lieber davon schieben lassen. So konnten wir total entspannt und ohne Stress oder Hektik die neue Etappe angehen.
Es lief prima.Bis Mitternacht hatten wir schon 60 sm hinter uns gebracht. Leider verließ uns dann so gegen 4 Uhr in der Frühe das Windglück. Für die nächsten 60 sm brauchten wir schon 18 Stunden. Ausgebremst. Bis sich der Seegang beruhigt hatte, dauerte es einige Zeit, in der wir ordentlich gebeutelt wurden. Der Autopilot durfte heftig arbeiten, obwohl wir schon vor dem Wind versucht haben zu kreuzen, damit wir nicht platt vor dem Laken fahren mussten. Der Erfolg war mäßig, aber es war auszuhalten. Zumindest konnten wir eine anständige Mahlzeit auf den Tisch bringen – Chili con carne. Das kann man auch bei Geschaukel zusammen rühren.

Tag 3

Kurz nach Mitternacht nahm der Wind langsam wieder etwas zu und wir kamen mit ca. 4 kn voran. Nicht üppig, aber der Mensch freut sich. Im Laufe des Vormittags ging es dann wieder abwärts mit der Windgeschwindigkeit. Wir dümpelten erneut mit 2 kn vor uns hin. Jetzt durfte endlich nach vielen Jahren der alte Gennaker (liebevoll „der alte Zampel“ genannt), wieder ans Tageslicht. Wir hatten schon befürchtet, dass er mittlerweile Lochfraß bekommen hätte, aber nein, er verrichtete seinen Dienst vorschriftsmäßig. Der Speed ging mit seiner Hilfe direkt rauf bis auf sagenhafte 4 kn!

Der „alte Zampel“ kommt zum Einsatz, zusammen mit dem Besan

Zur Nacht haben wir ihn dann vorsichtshalber wieder eingeholt und stattdessen die Genua gesetzt. Mit 3-4 kn ging es durch die sternenklare Nacht. So langsam kamen wir in das Gebiet der indonesischen Fischer. Jede Menge AIS-Signale um uns rum. Fischerboote und ihre mit AIS-Signalen gekennzeichnete Netze. Denen sind wir möglichst aus dem Weg gesegelt. Erstaunlich, wie viele Netze unterwegs sind. Da muss man sich wundern, dass es hier überhaupt noch Fische gibt. Die Fischerboote ankern in der nur 50 m tiefen Arafura-See und setzen ihre Fangutensilien von dort aus und sammeln sie wieder ein. Wir versuchten, uns so lange wie möglich auf der australischen Seite der Arafura-See zu halten, weil die Indonesier wohl hier nicht fischen dürfen.

AIS-Signale, soweit das Auge reicht

Tag 4

Nach einer entspannten Nacht mit Schleichfahrt ging am Vormittag der gute, alte Zampel wieder hoch und wir kamen tatsächlich mit 4-5 kn voran. Wir bewegten uns seit gestern auf dem 10. Breitengrad Richtung Westen. Heute zum späten Nachmittag konnten wir dann endlich auf „Zielfahrt“ gehen. Kurs 285 Grad, noch ca. 380 sm bis Saumlaki. Wir haben den Gennaker auch während der Nacht stehen gelassen. Squalls waren keine zu erwarten und der Wind blies mit ca. 12 kn schräg von achtern.

Eine Seeschwalbe macht eine kurze Rast auf unserem Solarpaneel

Tag 5

Die Nacht war entspannt, wie erwartet. Leider verließ uns der Wind dann doch noch im Laufe des Tages. Nachdem wir ein paar Stunden lang mit nur 2 kn dahin gedümpelt sind, war er dann ganz weg und der Strom auch noch gegen uns. Mr. Perkins musste doch tatsächlich für 2 Stunden für Vortrieb sorgen. Gegen 19 Uhr kam wieder ein Windhauch, Gennaker wieder hoch, Motor aus. Es lief wieder. Auch während dieser Nacht blieb der Gennaker ohne Probleme oben. Mit der Zielfahrt war das aber so eine Sache. Der Wind wechselte geringfügig seine Richtung und wir durften diverse Male schiften. Kreuzen vor dem Wind ist auf alle Fälle angenehmer als platt vor dem Laken von einer Seite auf die andere zu schaukeln. Macht die Strecke zwar etwas länger, aber was soll’s?

Ein kitschig-schöner Sonnenuntergang

Tag 6

Der Wind blieb weiter schwächlich. Mit Glück kamen wir auf 4 kn Speed. Dann am Nachmittag bei einem Kontrollblick rundum: Ganz oben am Gennaker bildete sich ein Riß! Das durfte doch nicht wahr sein! Das Teil brauchen wir dringend bei dem wenigen Wind! Der Riss war ganz oben im Topp, noch nicht allzu groß. Also runter das Ding, Genua statt dessen raus und versuchen zu reparieren. Gar nicht so einfach. Weil der Riss ganz oben war, musste das Segel ganz aus dem Bergeschlauch entfernt werden. Der Schlauch ist etwa 15 m lang und das Segel hat mehr als 100 qm. Die mussten erst mal bewältigt werden. Zuerst alle Utensilien für die Reparatur bereit stellen. Sobald das Segel im Boot verteilt ist, gibt es kaum noch eine Chance, irgend etwas heraus zu kramen. Sobald die Nähmaschine bereit war, musste das Segel aus der Wurst raus. Der Stoff im Schiff wurde immer mehr. Irgendwie haben wir es dann geschafft, die Schadstelle auf der Salonbank zu fixieren. Holzbrett drunter und mit Stecknadeln am Polster befestigen, damit es nicht verrutscht. Von beiden Seiten wurde Reparatur-Tape aufgeklebt und dann beidseitig und noch einmal kreuzweise mit Zickzackstichen vernäht. Nun musste der ganze Wust von Segel wieder in den Bergeschlauch gefriemelt werden. Nach einer halben Stunde war das Werk vollbracht. Genua rein, Gennaker hoch. Es konnte weiter gehen bei weiterhin mäßigen10 kn Wind.

Tag 7

Es ging weiter bei schlappem Wind. Unser schlechtestes Etmal: 83 sm in 24 Stunden. Sonst keine weiteren Vorkommnisse, nichts Berichtenswertes. Einfach nur gammeln, lesen, schlafen, faulenzen.

Tag 8

Von Mitternacht bis 5 Uhr in der Frühe kam schöner Segelwind mit ca. 15 kn. Meerbaer rauschte mit 5-6 kn ruhig durch die Nacht. Wir hatten die Hoffnung, doch noch am gleichen Tag vor dem dunkel werden anzukommen. Die Zufahrt nach Saumlaki soll vorsichtshalber nur bei Tageslicht angelaufen werden, weil dort etliche unbeleuchtete Bambus-Fischfallen schwimmen, die auch auf dem Radar nicht zu sehen sind. Unsere Hoffnung schwand schon um 6 Uhr. Der Wind wollte uns nicht weiter so flott schieben. Weil wir so recht keine Lust hatten, die Nacht so quasi vor dem Loch treibend zu verbringen, haben wir schweren Herzens Mr. Perkins geweckt. Die letzten 30 sm musste er nachhelfen. Am Nachmittag um 15 Uhr Ortszeit fiel der Anker vor dem Örtchen Saumlaki auf 20 m Wassertiefe. Ein Anruf über Kanal 16 bei Saumlaki Port Control blieb unbeantwortet. Dann eben nicht. Die gelbe Flagge Q ist gesetzt und wir sind standby auf Kanal 16. Wer was will, soll sich melden. Morgen Vormittag werden wir in aller Ruhe das Dinghi klar machen und an Land tuckern. Irgendwen werden wir schon finden, der unsere Papiere in Empfang nimmt und die Pässe stempelt.

Fazit

Für insgesamt 702 sm haben wir 7 Tage und 2 Stunden gebraucht. Dieselverbrauch insgesamt 20 Liter.

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