Wie versprochen, kam der Wind am Samstag und wir konnten weiter nach Norden starten. Die Reparaturstelle schien dicht zu sein, allerdings roch es im Motorraum immer noch ein ganz klein wenig nach Auspuffgasen. Es war aber weder Qualm zu sehen noch irgendein leichter Luftzug am System zu bemerken. Auch Rußspuren waren nirgendwo zu sehen. Konnte also nicht so schlimm sein und wir brauchten bei diesen Windbedigungen sowieso den Motor lediglich zum Anker auf gehen und für die Ansteuerung des Ankerplatzes bzw. zum Einfahren des Ankers. Also weiter, keine Panik! Nach 38 sm fingen wir uns in der Little Pioneer Bay an Orpheus Island eine Mooring und verbrachten eine relativ ruhige Nacht, allerdings mit teilweise heftigen Fallböen.
32 sm weiter hatten wir uns einen Ankerplatz in der Missionary Bay ausgesucht. Laut Zulu Waterways soll es sich hier um einen ruhigen, vor Schwell geschützten Ankerplatz handeln. Leider weit gefehlt. Die ganze Nacht über hat Meerbaer geschaukelt und gebockt, sodass wir kaum ein Auge zu bekamen. Zum Glück hatten wir uns für den nächsten Tag lediglich eine Strecke von ca. 20 sm ausgeguckt und diese paar Meilen bescherten uns ein wunderschönes Segeln. Da vergißt man die schlechte Nacht dann doch wieder. Der Ankerplatz auf der Westseite von Dunk Island war dann zum Glück ruhig und wir konnten entspannt schlafen.
23 sm weiter ging es für die Nacht in den Moresby River. Eine enge, schnurgerade Einfahrt, die erst kurz vorher zu erkennen ist, führt in eine Art Rundbecken, wo sich eine Zucker-Verladestelle befindet, Da war allerdings nichts los. Nur zwei Schlepper lagen arbeitslos an der Pier. Südlich von diesem Becken, in dem Ankerverbot herrscht für den Fall, dass ein Frachter kommt und dort drehen muss, geht es von 8 m Wassertief ganz schnell bis auf unter 2 m. Die Karten stimmen nicht im Ansatz und so steckten wir dann auch mal eben im Schlick fest. Zum Glück kurz nach Niedrigwasser und so kamen wir nach 5 Minuten wieder frei. Der nächste Platz, den wir uns ausgesucht hatten, war dann auch nicht wirklich prickelig, aber ausreichend von der Wassertiefe. Rundum – genau da, wo es eine angenehme Tiefe gibt, liegt natürlich alles voller privater Moorings. Egal, die Nacht war einigermaßen und am nächsten Morgen ging es schon um 8 Uhr wieder weiter. Wir hatten 44 sm vor uns. Die haben wir dann auch in gut 7 Stunden nur unter Segeln geschafft und den Anker an Fitzroy Island versenkt. Wir ahnten es schon: der Ankerplatz war alles andere als ruhig. Der Wind kam von der einen Seite und der Schwell von der anderen. Ein Fest für unser Schaukelpferd Meerbaer 🙂
Jetzt waren es nur noch 16 sm bis Cairns. Die letzte Stunde musste Mr. Perkins dann doch noch ran, der Wind kam ziemlich vorlich und der Strom uns schon mit einem halben Knoten entgegen. Direkt gegenüber der Einfahrt zur Marina fanden wir dann einen Ankerplatz, nicht optimal, aber es sollte wohl reichen. Es waren Böen bis 30 kn angesagt.
Unsere Obstvorräte waren aufgefuttert und weil wir (vornehmlich die Bordfrau) gerne das Frühstücksmüsli mit frischem Obst garnieren, wurde das Dinghi zu Wasser gelassen und Frau tuckerte Richtung Marina. Von da aus zum Woolworths ist es nur ein kleiner Spaziergang und gerade richtig zum Beine vertreten nach ein paar Tagen Bordarrest. Etwa 30 m vor dem Dinghianleger fing dann der Außenborder an zu spinnen. Er pröttelte noch ein paar mal, dann ging er aus und ließ sich nicht wieder starten. Gut, dass das innerhalb der Marina passiert ist. Nicht auszudenken, wenn es draußen im River passiert wäre. Gegen 2 kn Strom und zusätzlich 25 kn Wind gibt es kein gegenan paddeln. Zum Dinghianleger paddeln ging soweit ganz gut. Dann erstmal den Käptn angerufen: Ich weiß noch nicht, wann und wie ich wieder nach Hause komme. Jetz geh ich erstmal einkaufen, dann seh ich weiter.
Gesagt, getan. Zurück dann mit telefonischen Anweisungen versucht, den Motor wieder zu starten. Fehlanzeite. Dann bemerkte ich, dass der Spritschlauch am Tankanschluß locker war. Vielleicht war das die Ursache? Leider nicht. Dann die nächste Entdeckung: am Anschluß zum Motor war ein kleiner Riß. Ob der das wohl war? Möglich. Aber erstmal musste eine Gelegenheit gefunden werden, wieder zurück zum Meerbaer zu kommen. Denn da gibt es Reparaturmöglichkeiten – und den Käptn, der weiß, wie es geht 🙂
Glück braucht der Mensch! Zwei nette Australier nahmen mich ins Schlepp und buchsierten mich wohlbehalten nach Hause. Noch nicht mal ein Bier als Dankeschön wollten sie haben. Danke!!!
Wie vermutet, war der kleine Riß im Schlauch tatsächlich die Ursache. Rescue Tape drum, dicht! Rainer hat noch vorsichtshalber neue Zündkerzen eingesetzt und siehe da: Der Motor brummt wieder!!!
Die letzte Nacht war dann endlich ruhig und entspannt.
Für heute war noch kein Landgang angesagt. Es waren über 30 kn Wind angesagt und unter solchen Bedingungen im Fluß mit starken Gezeitenströmungen wird Meerbaer nicht alleine gelassen. Gut so. Denn bei einem Blick nach draußen stimmte die Perspektive irgendwie nicht mehr. Wir sind gerutscht!!! Und zwar ganz ordentlich! Wir lagen doch tatsächlich schon neben dem Segelboot, das vorher ca. 50 m hinter uns ankerte. Bereits dreimal hatten wir uns in der wechselnden Strömung gedreht und der Anker hatte gehalten. Und dann auf einmal nicht mehr. Also Motor an, Anker hoch und einen neuen Ankerplatz suchen. Als der Anker hoch kam, konnte man sehen, warum er nicht gehalten hat und er sich auch nicht wieder eingraben konnten. Er war so voll mit dickem Schmodder, dem war nur mit einem Stechbeitel und heftigen Stichen und Schlägen beizukommen. Wenn der trocken ist, ist der sicher wie Zement. Und zu unserer Schande müssen wir gestehen, dass wir doch beim Kette stecken etwas nachlässig waren. Es hätten bei dem angesagten Wind, der Strömung und dem Tidenwechsel doch ein paar Meter mehr sein dürfen ;-(
Nun ankern wir ca. 200 m weiter weg und hoffen, dass der Ankergrund hier besser ist. Zum Glück ist ab morgen für die nächsten Tage wenig Wind angekündigt. Trotzdem: der Ankeralarm wurde für alle Fälle gesetzt, damit uns das nicht wieder passiert.
Schön wieder von euch zu lesen! Tolle Fotos ⛵️Julo&Crew