Der letzte Tag war nochmal so richtig zum Abgewöhnen. Es kommt immer so, wie man es gerade nicht gebrauchen kann. Ausgerechnet jetzt, wo wir Zeit schinden wollten, schob uns die Strömung permanent mit 05, bis 1,5 kn vorwärts.Was hätten wir schön segeln können! Und vor allen Dingen viel komfortabler, denn je schneller mal segelt, umso weniger können einen die Wellen einholen und durcheinander schütteln. Aber da wir ja unbedingt erst frühesten Sonntag Abend ankommen wollten, mussten wir in den sauren Apfel beißen und die Geschwindigkeit maximal reduzieren. Zuletzt stand nur noch 1/3 vom Vorsegel und wir hatten trotzdem Mühe, den Kahn auf unter 4 kn zu halten. Die Wellen rauschten von achtern unter dem Schiff durch und auch mal gerne schräg von der Seite. Dann gab es einen Rumms, Meerbaer legte sich auf die Backe und luvte an wie blöde. Die Aries tat zum Glück einen super Job und brachte den Kahn immer wieder zurück auf Kurs. Diese Wellen von Hand auszusteuern hätte einem Alptraum geglichen.
Mit Erreichen der Festlands-Schelfkante, wo der Meeresboden rapide von über 1.000 m auf nur noch 50 m und weniger ansteigt, wurde es merklich ruhiger. Eigentlich hätten wir erwartet, dass hier eben wegen des Tiefenunterschiedes sich ein chaotisches Wellenbild einstellen würde, aber genau das Gegenteil trat ein. Wir konnten etwas entspannen.
Eine Stunde vor Ankunft haben wir uns dann vorschriftsmäßig bei VMR (volunteer maritime rescue) per Funk angemeldet und wurden angewiesen, vor der Marine zu ankern und Montag früh um 8.30 Uhr das Marinabüro anzufunken. Nachdem der Anker versenkt war, gab es erst einmal das wohlverdiente Anker-Bier. Das hat geschmeckt wie schon lange nicht mehr 😉
Die Ruhe im Schiff war erst einmal total ungewohnt. Das Schiff lag ruhig und in unseren Köpfen schaukelte immer noch. Um 9 Uhr kam der Pfleger und machte das Licht aus. Wir waren total ko und haben durchgeschlafen bis um 7 Uhr. Dann hieß es: Schiff aufklaren für die Inspektion von Zoll und Biosecurity. Um 10.30 Uhr bekamen wir grünes Licht von der Marina. Es gab einen Liegeplatz für uns. Eine Woche lang wollen wir das Marinaleben genießen, dann haben wir sicher keine Lust mehr drauf und gehen wieder an den Anker, bis wir weiter nach Süden ziehen.
Als Erstes kam der wichtigste Inspektor an Bord: der Drogenhund. Ein niedlicher Labrador mit offizieller Zollweste und Puschen an den Pfoten. Wir mussten das Schiff verlassen und Hund und Herrchen zogen schnüffelnd durchs Schiff. Haben natürlich nichts gefunden.
Dann kam die Dame von der Immigration an Bord. Wir hatten ein nettes Gespräch und bekamen viele Tipps. Der Formularkram hielt sich in Grenzen. Die Dame hat auch gleich die Zollangelegenheiten mit erledigt.
Auf die gefürchtete Dame von der Biosecurity mussten wir dann noch eine Stunde warten. Wir waren schon ganz gespannt, denn es gehen viele Gerüchte und „Scheißhausparolen“ rum, wie schlimm diese Inspektion sein soll. Und was war? Easy going!! Die Dame war sehr nett, hat uns alles erklärt, warum, wieso, weshalb das Eine oder Andere nicht eingeführt werden darf, hat mit ihrer Taschenlampe in alle Ecken und Schränke und unter die Bodenbretter geleuchtet auf der Suche nach Tierspuren, speziell nach Termiten und Ameisen, nichts gefunden, Formulare ausgefüllt, ein paar nette Worte gewechselt, fertig. Alles nicht halb so schlimm wie erwartet.
Im Marinabüro wurden wir auch mit Infos bombardiert, uns wurde der Courtesybus vom nächstgelegenen Supermarkt bestellt und wir konnten erst einmal ein paar frische Sachen für das Frühstück einkaufen, nachdem wir ja alles entweder vor der Ankunft auffuttern oder abgeben mussten.
Für morgen Mittag haben wir uns für den Bus in die Stadt eingetragen. Dann geht es erst einmal zum Telefonshop wegen des Internetzugangs (momentan nutzen wir das kostenkose Internet von der Marina) und dann auf zu Aldi zum Großeinkauf. Wir sind gespannt, wie sich das Marktbild gegenüber Aldi Deutschland unterscheidet.
Schön wieder von euch zu lesen! Tolle Fotos ⛵️Julo&Crew