Am 18.08.2009 um 10.00 Uhr lichten wir den Anker und es geht weiter Richtung Portugal. Wir sind kaum aus der Bucht raus, herrscht pottendicker Nebel. Man kann kaum die Hand vor Augen sehen. Sicherheitshalber fahren wir unser Radar hoch und sehen uns zusätzlich noch die Augen aus dem Kopf. Das ist ganz schön anstrengend. Da wir nahe der Küste fahren, müssen wir immer mit Fischerfähnchen rechnen, die uns im Weg liegen und die möchten wir, da wir unter Maschine fahren müssen, nicht unbedingt in die Schraube bekommen. Merkwürdigerweise ist genau an der Grenze zwischen Spanien und Portugal der Nebel wie weggeblasen. Als wenn er seinen Pass vergessen hätte und so die Grenze nicht überschreiten kann. Als wir in Viana do Castello um den Wellenbrecher biegen, bläst es uns mal wieder mit 25 kn entgegen. Kein Wunder, dass Marc uns diesen Ort als beliebten Surfspot beschrieben hat.
Vor der Einfahrt zur Marina liegt eine geschlossene Brücke. Ein Marinero winkt uns an den davor liegenden Wartesteg. Wir brauchen tatsächlich 2 Anläufe, um an den Steg zu kommen. Hier herrscht eine Strömung, mit der wir wirklich nicht gerechnet hatten.
Aber dann sind unsere Leinen fest und wir dürfen hier liegen bleiben, weil unser Tiefgang mit 2 m zu viel für die Marina ist.
Hier in Portugal merken wir, dass es doch große Unterschiede innerhalb der EU gibt. Bisher hat niemand nach Ausweisen oder Bootspapieren gefragt. Aber hier müssen wir alles vorlegen, sogar die Versicherungsbestätigung für das Boot. Diese Prozedur wird uns wider Erwarten in ganz Portugal erhalten bleiben. Hafenkapitanerie, Zoll, Immigration und was weiß ich nicht noch alles, alle wollen die gleichen Papiere sehen und füllen die gleichen Formulare aus. Das Computerzeitalter und die Möglichkeit der Übermittlung von Daten ist hier wohl noch nicht so richtig angekommen (oder die vor der EU vorhandenen Jobs müssen irgendwie weiter besetzt werden, damit die Leute weiter ihre Arbeit haben).
An diesem Wochenende ist hier ein Riesenspektakel angesagt. Es ist ein Fest für die Schutzheilige des Ortes und die Straßen werden mit eingefärbtem Salz und Blumen geschmückt, dass es eine Augenweide ist.
Jede Straße hat ein anderes Motiv und die Arbeiten daran dauern die ganze Nacht über. Schade, dass dies alles während der Prozession wieder zertrampelt wird. Aber vorher gibt es noch ein großes Bootskorso mit wunderschön geschmückten Fischerbooten und natürlich mit riesigem Getute und Getöse. Dafür sitzen wir an unserem Steg wirklich in der ersten Reihe.
Am 21.08. können wir uns endlich von Viana do Castello loslösen und weiter geht es bei raumem Wind mit 6 Knoten Fahrt Richtung Süden. Wir wollen uns Porto ansehen und dafür im Vorhafen von Leixoes vor Anker gehen. Die Besichtigung von Porto geht dann per Metro und Bus.
Am Samstag geht es um 10.00 Uhr los Richtung Porto. An der Metrostation kommen wir uns vor wie Analphabeten. Zum Glück finden wir jemanden, der uns die richtigen Knöpfe am Fahrkartenautomaten zeigt und uns erklärt, wo wir aussteigen müssen. Porto ist wirklich sehenswert.
Die Altstadt ist wunderschön, nur leider verfallen hier viele von den alten Häusern und sind kaum noch bewohnt.
Alles will wohl nur noch außerhalb in den Trabantenstädten wohnen, wo es Parkplätze fürs Auto gibt.
Wir machen eine Rundfahrt mit einem Touristen-Doppeldeckerbus, die sich wirklich lohnt.
Nach dem Abendessen bekommen wir dann noch eine schöne Bescherung. Unser Abwassertank ist voll und die Pumpe streikt. Der ganze Schmodder kommt aus dem Duschabfluss hoch und es stinkt zum Himmel. 5 Stunden lang pult Rainer in den Rohren vom Abwassertank zur Pumpe, bis er eine alte Flaschenbürste zutage fördert. Wie die in den Tank kommt, kann sich niemand vorstellen. Auf jeden Fall pumpt die Pumpe wieder und nachdem wir alles wieder sauber haben, brauchen wir erst mal einen Schnaps oder zwei. Die Arbeit war ganz schön ekelig, aber es hat sich gelohnt. Wäre die Bürste irgendwann mal in der Pumpe gelandet, wäre die hin gewesen und so eine Pumpe kostet mal eben 1000 Euro.
Am Sonntag und Montag ist an Weiterfahrt nicht zu denken. Es ist so nebelig, dass man die Kaimauer kaum erkennen kann. Aber am Dienstag ist der Spuk vorbei und es geht weiter Richtung Süden, der Wärme entgegen. Unser nächstes Ziel ist die Lagune vor Aveiro. Hier wollen wir ein paar Tage bleiben und uns die Stadt ansehen. Die Lagune ist wunderschön und der Ankerplatz lässt nichts zu wünschen übrig. Hier kann man es aushalten. Mit Fähre und Bus fahren wir in die Stadt und bummeln durch die Gassen. Man kann erkennen, dass Aveiro früher einmal durch Salzgewinnung eine reiche Stadt gewesen ist. Die Häuser und Gassen sind auch heute noch gepflegt und schön anzusehen.
Am Freitag, dem 28.08.2009 geht die Reise weiter. Bei einer ziemlich blöden Dünung und wenig Wind schaukeln wir bis Figuera da Foz. Kaum sind wir um die Ecke, trifft uns wieder der typische Kap-Effekt. Es bläst mit 30 Knoten und wir werden immer schneller. Kurz vor der Hafeneinfahrt nehmen wir die Segel runter und motoren in den Hafen. Der nächste Schock steht uns bevor, als wir uns beim Hafenmeister anmelden: 36,30 € für eine Nacht! Klar, wo keine Ankerplätze sind, kann man abkassieren. Wir zahlen zähneknirschend und freuen uns auf die Algarve, wo wir dann hoffentlich wieder ankern können.
Das nächste Ziel heißt Nazare. Wir würden zwar gerne weiter fahren, aber der Wind ist mal wieder total eingeschlafen und 7 Stunden Motorgerappel reicht. Wir wollen wieder Ruhe im Schiff haben. Wir haben noch nicht die Leinen fest, da will der erste Uniformierte schon unsere Pässe sehen. Geht das schon wieder los! Egal, irgendwann gewöhnen wir uns auch da dran.
Am nächsten Tag wollen wir zur Ilha Berlenga.
Leider finden wir hier keinen ruhigen Ankerplatz. Alle Plätze sind so schwellig, dass man keine Ruhe bekäme. Und die wenigen vorhandenen Ankerplätze sind von kleinen Motorbooten blockiert. Also weiter an die Küste nach Peniche. Hier können wir endlich wieder mal ankern. Am nächsten Tag entern wir mit dem Beiboot den Hafen und gehen in den Ort, um unsere Frischevorräte wieder aufzufüllen.
Leider hat das sehenswerte Gefängnis-Museum geschlossen. Schade, wir hätten es uns gerne angesehen.
Tags darauf geht unser Anker früh hoch und wir trödeln Richtung Lissabon. Der Wind ist kaum zu spüren, aber da wir Zeit haben, lassen wir den Motor aus und segeln mit 2-3 Knoten Richtung Süden. Irgendwann nehmen wir den Blister dazu und es geht komfortabel weiter. Kaum haben wir Cabo da Roca passiert und haben den Surfspot Guincho querab, da bläst es plötzlich wieder und wir sind mal wieder im gefährlichen Geschwindigkeitsrausch. Und natürlich macht es wieder einen lauten Knall und unser schöner Blister ist zum zweiten Mal kaputt. Irgendwann lernen wir es noch mal! Zerknirscht laufen wir den Rest bis Cascais unter Maschine und ankern vor der Marina.
Schön wieder von euch zu lesen! Tolle Fotos ⛵️Julo&Crew