Schleichfahrt mit Punktlandung

Angekommen in australischen Gewässern

Der letzte Tag war nochmal so richtig zum Abgewöhnen. Es kommt immer so, wie man es gerade nicht gebrauchen kann. Ausgerechnet jetzt, wo wir Zeit schinden wollten, schob uns die Strömung permanent mit 05, bis 1,5 kn vorwärts.Was hätten wir schön segeln können! Und vor allen Dingen viel komfortabler, denn je schneller mal segelt, umso weniger können einen die Wellen einholen und durcheinander schütteln. Aber da wir ja unbedingt erst frühesten Sonntag Abend ankommen wollten, mussten wir in den sauren Apfel beißen und die Geschwindigkeit maximal reduzieren. Zuletzt stand nur noch 1/3 vom Vorsegel und wir hatten trotzdem Mühe, den Kahn auf unter 4 kn zu halten. Die Wellen rauschten von achtern unter dem Schiff durch und auch mal gerne schräg von der Seite. Dann gab es einen Rumms, Meerbaer legte sich auf die Backe und luvte an wie blöde. Die Aries tat zum Glück einen super Job und brachte den Kahn immer wieder zurück auf Kurs. Diese Wellen von Hand auszusteuern hätte einem Alptraum geglichen.

Segeln mit „gebremstem Schaum“

Mit Erreichen der Festlands-Schelfkante, wo der Meeresboden rapide von über 1.000 m auf nur noch 50 m und weniger ansteigt, wurde es merklich ruhiger. Eigentlich hätten wir erwartet, dass hier eben wegen des Tiefenunterschiedes sich ein chaotisches Wellenbild einstellen würde, aber genau das Gegenteil trat ein. Wir konnten etwas entspannen.

Eine Stunde vor Ankunft haben wir uns dann vorschriftsmäßig bei VMR (volunteer maritime rescue) per Funk angemeldet und wurden angewiesen, vor der Marine zu ankern und Montag früh um 8.30 Uhr das Marinabüro anzufunken. Nachdem der Anker versenkt war, gab es erst einmal das wohlverdiente Anker-Bier. Das hat geschmeckt wie schon lange nicht mehr 😉

Die Ruhe im Schiff war erst einmal total ungewohnt. Das Schiff lag ruhig und in unseren Köpfen schaukelte immer noch. Um 9 Uhr kam der Pfleger und machte das Licht aus.  Wir waren total ko und haben durchgeschlafen bis um 7 Uhr. Dann hieß es: Schiff aufklaren für die Inspektion von Zoll und Biosecurity. Um 10.30 Uhr bekamen wir grünes Licht von der Marina. Es gab einen Liegeplatz für uns. Eine Woche lang wollen wir das Marinaleben genießen, dann haben wir sicher keine Lust mehr drauf und gehen wieder an den Anker, bis wir weiter nach Süden ziehen.

Als Erstes kam der wichtigste Inspektor an Bord: der Drogenhund. Ein niedlicher Labrador mit offizieller Zollweste und Puschen an den Pfoten. Wir mussten das Schiff verlassen und Hund und Herrchen zogen schnüffelnd durchs Schiff.  Haben natürlich nichts gefunden.

Der wichtigste Zollinspektor 😉

Dann kam die Dame von der Immigration an Bord. Wir hatten ein nettes Gespräch und bekamen viele Tipps. Der Formularkram hielt sich in Grenzen. Die Dame hat auch gleich die Zollangelegenheiten mit erledigt.

Auf die gefürchtete Dame von der Biosecurity mussten wir dann noch eine Stunde warten. Wir waren schon ganz gespannt, denn es gehen viele Gerüchte und „Scheißhausparolen“ rum, wie schlimm diese Inspektion sein soll. Und was war? Easy going!! Die Dame war sehr nett, hat uns alles erklärt, warum, wieso, weshalb das Eine oder Andere nicht eingeführt werden darf, hat mit ihrer Taschenlampe in alle Ecken und Schränke und unter die Bodenbretter geleuchtet auf der Suche nach Tierspuren, speziell nach Termiten und Ameisen, nichts gefunden, Formulare ausgefüllt, ein paar nette Worte gewechselt, fertig. Alles nicht halb so schlimm wie erwartet.

Im Marinabüro wurden wir auch mit Infos bombardiert, uns wurde der Courtesybus vom nächstgelegenen Supermarkt bestellt und wir konnten erst einmal ein paar frische Sachen für das Frühstück einkaufen, nachdem wir ja alles entweder vor der Ankunft auffuttern oder abgeben mussten.

Für morgen Mittag haben wir uns für den Bus in die Stadt eingetragen. Dann geht es erst einmal zum Telefonshop wegen des Internetzugangs (momentan nutzen wir das kostenkose Internet von der Marina) und dann auf zu Aldi zum Großeinkauf. Wir sind gespannt, wie sich das Marktbild gegenüber Aldi Deutschland unterscheidet.

Dieser Dummvogel hat unsere Windex verbogen

Veröffentlicht unter Allgemein, Australien | Kommentare deaktiviert für Schleichfahrt mit Punktlandung

7. Tag auf See

Eigentlich waeren wir ja schon laengst da, aber weil wir zu sparsam – oder geizig – sind, die Overtimegebuehren am Wochenende zu bezahlen, muessen wir aetzende Segelbedingungen ertragen. Weil das stabilisierende Grosssegel fehlt, werden wir durch die Gegend geschubst, das ist eine wahre Pracht. Es gibt Dinge an Bord, die in den letzten Jahren immer an ihrem Platz geblieben sind. Jetzt schiessen sie durchs Schiff wie Pingpongbaelle und muessen muehsam wieder eingesammelt und ein sicherer Platz gefunden werden. An Schlaf ist auch nicht zu denken. Selbst mittschiffs auf dem Fussboden hat man keine Chance, zur Ruhe zu kommen. Zum Glueck ist der Spuk morgen vorbei. Ab 18 Uhr koennen wir Bundaberg anlaufen und am Montag werden wir von den Behoerden heimgesucht. Gerade laufen wir von 4000 m Tiefe auf Flachwasser von 50 m. Spannende Angelegenheit.Break Sea Spit Point Boije fast querab.

Position am 05.11.2022 um 20:00 Uhr UTC: 24 14 S, 153 07 E
Speed: 5,5 kn
Kurs:260 Grad
Etmal: 126 sm

Veröffentlicht unter Allgemein | Kommentare deaktiviert für 7. Tag auf See

6. Tag auf See

Ein anstrengender Tag liegt hinter uns. Es fing so schoen an, zwar mit viel Wind, aber erst recht moderatem Seegang. Die GFS Wetterdaten versprachen 17 kn Wind aus SE, aber bekanntlich kann man bei GFS auch gerne noch 5-10 kn zugeben. Heute waren es zur Abwechslung noch mehr. 25 kn Grundwind und Boeen von 35 kn und darueber. Unser Windgenerator schaltet bei 35 kn automatisch ab, und das macht er alle Nase lang. Die Wellen kommen von schraeg achtern angebraust und je nach Einfallwinkel heben sie Meerbaer fahrstuhlmaessig hinten hoch und lassen ihn auf der anderen Seite wieder runter rutschen oder aber sie hauen uns brutal aus dem Kurs. Alles unter Deck, was nicht richtig verzurrt oder durch Lappen oder leeren Klorollen gesichert oder verkeilt ist, rutscht und kloetert rum. Zum Glueck nur ganz selten besucht uns auch mal eine Welle im Cockpit. Sie donnert gegen die Seite, steigt hoch und den Rest erledigt der Wind und transportiert das Wasser ueber die Kante ins Cockpit. Das Niedergangsluk ist vorsichtshalber geschlossen und wir haben dicke Lenzrohre im Cockpitboden. Sollte mal was Groesseres einsteigen, ist die Wanne auch schnell wieder leer gelaufen. Gegessen wurde heute nur, was aus der Schale geloeffelt oder gegabelt werden konnte. Die 2. Hand stand zum vornehmen Essen mit Messer und Gabel nicht zur Verfuegung. Und beim Trinken muss man aufpassen, dass man das Glas oder den Becher nicht gerade ansetzt, wenn das Schiff ueberholt, sonst kippt man sich das ganze Zeug ueber die Klamotten. Segeln kann auch schoen sein 😉
Der Strom schiebt uebrigens immer noch, teilweise mit 1,5 bis 2 kn. Brauchen wir gerade nicht. Wir haben die Segelflaeche schon maximal reduziert. Es steht nur noch das Vorsegel mit 25 qm und wir sind immer noch mit ueber 7 kn ueber Grund unterwegs.

Position am 04.11.2022 um 20:00 Uhr UTC: 24 09 S, 155 22 E
Speed: 5,5 kn
Kurs:260 Grad
Etmal: 147 sm

Veröffentlicht unter Allgemein | Kommentare deaktiviert für 6. Tag auf See

5. Tag auf See

Die Seamounts haben wir unbemerkt hinter uns gelassen. Den ganzen Tag ueber hat der Strom uns geschoben, teilweise mit 1,5 kn. Jetzt hat er sich bei 0,5 eingependelt. Eigentlich brauchen wir den gar nicht. Im Gegenteil. Wir sind zu schnell, denn wir wollen nicht vor Sonntag Abend ankommen, sonst muessen wir overtime-Gebuehren fuers Einklarieren bezahlen. Ab 18 Uhr ist da keiner mehr und wir werden erst Montag frueh von den Behoerden besucht. Trotz des staerkeren Windes hat sich der Seegang beruhigt. Er ist nicht mehr so chaotisch wie vorher, es ballern keine Wellen mehr an Deck und die Schraeglage von Meerbaer ist moderat geworden. Kochen und essen sind keine Zirkusvorstellung mehr 😉

Position am 03.11.2022 um 20:00 Uhr UTC: 23 47 S, 158 07 E
Speed: 5.5 kn
Kurs:260 Grad
Etmal: 129 sm

Veröffentlicht unter Allgemein | Kommentare deaktiviert für 5. Tag auf See

4. Tag auf See

Der Motor konnte tatsaechlich den ganzen Tag aus bleiben. Eigentlich ein schoener Segeltag. Die Logge zeigte uns teilweise 6 kn, das GPS leider nur 4 kn ueber Grund. Wir hatten bis zu 2 kn Gegenstrom. So eine Gemeinheit!
Puenktlich zum Wachwechsel um Mitternacht kam der angekuendigte Winddreher von NW ueber W nach S. Schlagartig war der Wind total weg und es fing an zu regnen. Meerbaer trieb steuerlos durch die Gegend. Innerhalb von Minuten setzte der Wind dann wieder aus der anderen Richtung ein, wir konnten die Segel entsprechend neu einstellen und sind jetzt wieder auf Kurs. Der Himmel ist wieder klar gefegt. Der Gegenstrom hat fast aufgehoert. Seit 3 Uhr schiebt er uns mit 0,5 kn. Mal sehen, wie sich das entwickelt, wenn wir in die Naehe der Seamounts kommen, wo der Meeresgrund an manchen Stellen von teilweise 3.000 m auf bis zu 15 m ansteigt. Bis dahin sind es noch ca. 70 sm.

Position am 02.11.2022 um 20:00 Uhr UTC: 23 25 S, 160 33 E
Speed: 5.5 kn
Kurs:260 Grad
Etmal: 101 sm

Veröffentlicht unter Allgemein | Kommentare deaktiviert für 4. Tag auf See

3. Tag auf See

Mit ca. 3 kn achterlichem Wind sind wir weiter geschlichen. Gegen Mittag liess der Wind immer weiter nach, dafuer nahm der Gegenstrom ordentlich zu. Mit bis zu 1,5 kn wurden wir ausgebremst und Meerbaer eierte nur noch durch die Gegend. Mittags liess es sich nicht mehr vermeiden: der Motor musste ran, wenn wir nicht wieder Richtung Neukaledonien treiben wollten.
Jetzt ist es schon nach Mittenacht Ortszeit und der Wind ist immer noch nicht in Sicht. Der Strom kommt uns immer noch mit einem halben Knoten entgegen. So langsam wird es langweilig. Wir haben ein Segelboot, und kein Motorboot! In Neukaledonien beschweren wir uns ueber die hohen Lebensmittelpreise und hier verballern wir den schoenen Diesel. Das passt irgendwie nicht. Hoffen wir mal, dass die Flaute bald durch ist und wir endlich wieder segeln koennen.Und tatsaechlich kommt der Wind um 4:00 Ortszeit zurueck. Jetzt wieder beschert er uns schoenes Segeln und Vorwaertskommen ohne Motorgerappel.

Position am 01.11.2022 um 20:00 Uhr UTC: 23 07 S, 162 19 E
Speed: 5.5 kn
Kurs:260 Grad

Veröffentlicht unter Allgemein | Kommentare deaktiviert für 3. Tag auf See

2. Tag auf See

Um 9 Uhr kam endlich der erwartete Segelwind. Mit teilweise ueber 5 kn Speed wurden wir fuer die Geduld in der Flaute belohnt. Irgendwann gegen Mittag setzte sich dann tatsaechlich so ein bloeder Dummvogel genau auf den Pfeil unserer Windex. Die ist zum Glueck nicht aus Plastik, sondern aus Edelstahl und bricht nicht sofort ab, aber wenn da so ein Toelpel mit seinem dicken Hintern drauf hockt, verbiegt sie sich doch. Nun ist das gute Stueck leider nicht mehr voll einsatzfaehig, weil sie sich bei bestimmten Positionen verhakt. Den dicken Vogel konnten wir nur schwer verscheuchen. Gerappel mit Spinnakerfall oder Dirk haben ihn nicht beeindruckt. Erst als der Kaeptn die Schreckschusspistole zum Einsatz brachte, erhob er sich beleidigt und hat uns zum Dank mit Zielschiessen bzw. Zielscheissen auf die Sprayhood-Scheibe bedacht. Danke dafuer!
Zum Abend wurde der Wind leider immer schwaecher und kam mehr achterlicher. Das Gross deckte die Genua ab und musste runter, dafuer der Besan hoch. Mal sehen, wie die Nacht wird. Ansonsten alles im Lot aufm Boot.

Position am 31.10.2022 um 20:00 Uhr UTC:23 00 S 163 54 E
Speed: 3.5
Kurs:220 grad

Veröffentlicht unter Allgemein | Kommentare deaktiviert für 2. Tag auf See