Nicht unser Tag

Sonntag früh um 9 Uhr ging unser Anker in Coffs Harbour aus dem Sand und wir starteten gut gelaunt weiter Richtung Norden. Wir waren darauf eingestellt, dass wir für die ersten paar Stunden nicht ohne Maschine vorwärts kommen würden. Aber spätestens ab dem frühen Nachmittag sollte der Wind bis auf 15 kn zulegen. Aber wie das hier so üblich ist, kam es natürlich ganz anders. Jetzt wissen wir auch mittlerweile, was „australisch segeln“ bedeutet. Segeln ohne Motorunterstützung ist eher selten. Entweder hat man viel zu viel Wind und bleibt besser im geschützten Bereich oder man hat zu wenig Wind und muss die Maschine mitlaufen lassen. Schon alleine wegen des Schwells meist aus Südost ist ein Trödeln sehr unkomfortabel. Das Boot wird, wenn es zu langsam ist, zum Spielball der Wellen. Am Sonntag konnten wir tatsächlich für knapp 2 Stunden ohne Motor auskommen, dann war wieder Schluß mit lustig.

Und in der kommenden Nacht passierte es dann. Durch eigenes Verschulden oder Unachtsamkeit war der Absperrhahn vom Haupttank zum Tagestank nicht richtig geschlossen und so lief so nach und nach der Diesel wieder zurück. In der Nacht um 3 Uhr streikte dann auch die Maschine mangels Sprit. Mit besagtem wenigen Wind dümpelten wir dann voran und versuchten unterdessen, die Maschine zu entlüften. Kein Erfolg. Obwohl wir erst vor ca. 6 Wochen alle Filter erneutert und den Tagestank gereinigt hatten, muss wohl irgendwo noch Dreck im System gelandet sein und hat die Einspritzpumpe – mal wieder – zum Erliegen gebracht. Unsere Einspritzpumpe nimmt schmutzigen Diesel bekannterweise sehr übel.

Nun war guter Rat teuer. Wohin? In halbwegs erreichtbarer Distanz gibt es kaum Möglichkeiten, ohne Motor ins Binnenfahrwasser zu kommen. Einzig die Zufahrt zur Goldcoast hat keine Barre, die man sowieso nur kurz vor Hochwasser befahren könnte. Also dorthin. Aber erstmal hinkommen. Es waren noch ca. 80 sm zu überwinden. Hochwasser dort war Montag Abend um 20 Uhr und dann  wieder Dienstag früh gegen 8 Uhr. Das Vormittagshochwasser sollten wir schaffen. Wie es der Teufel will, legte dann der Wind zu und wir waren für das eine Hochwasser zu spät und für das andere viel zu früh. Ab 22 Uhr lagen wir dann beigedreht vor der Loch. Mit fast einem Knoten drifteten wir Richtung Osten. Nachdem wir und bereits fast 10 sm von der Einfahrt entfernt hatten, setzten wir Segeln und näherten uns dem Zielpunkt. Die Windvorhersage war vielversprechen und wir hofften, die Einfahrt mit auflaufendem Wasser segelnderweise zu passieren. Aber je näher wir dem „Loch“ kamen, umso weiter drehte der Südwind auf Westsüdwest und unser Kurs in der Einfahrt wäre 255 Grad. Das war und zu gefährlich, also wieder umdrehen, beidrehen und wieder driften. Wir nahmen Kontakt auf zum Seaway Tower und baten um Schlepphilfe. Nach Angabe unserer Bootsdaten wurde uns dann auch für 8 Uhr morgens Hilfe zugesagt. Wir versuchten noch zweimal, die Einfahrt alleine zu schaffen, aber wie schon beim ersten Mal drehte der Wind kurz vorher wieder auf Westsüdwest. Abbruch.

Unser Zickzack-Kurs vor dem Goldcoast Seaway Entry

Meerbaer wird zum ersten Mal in seinem Leben geschleppt

Pünktlich um 8 Uhr kam dann tatsächlich das Boot der Marine Rescue angerauscht und nahm uns in Schlepp. Mit 7 kn sausten wir hinterher. Am geplanten Ankerplatz ließen sie uns dann wieder „frei“ und wir bedankten uns mit einer ausreichenden Spende an die Volunteers. Super Service!!!! Danke!!!

Jetzt liegen wir an South Stradbroke Island vor Anker und haben die Einspritzpumpe ausgebaut. Morgen früh geht es mit dem Taxi zum Dieselservice. Zum Glück nicht weit von hier. Hoffen wir mal, dass die Reparatur bzw. Reinigung flott geht und auch erfolgreich ist. Wir werden berichten.

 

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